Positive Perspektiven für weiteren Geschäftsverlauf nach Ausnahmejahr: Unternehmen strebt bis Jahresende 2025 ein operatives EBIT zwischen 470 und 520 Mio. Euro an.
Die BayWa AG hat das Geschäftsjahr 2022 mit Rekordmarken bei Umsatz und Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) abgeschlossen. In einem allgemein volatilen Marktumfeld stieg der Umsatz auf 27,1 Mrd. Euro (Vorjahr: 19,8 Mrd. Euro). Das Unternehmen erzielte ein EBIT von 504,1 Mio. Euro (Vorjahr: 266,6 Mio. Euro). Damit bestätigt der BayWa-Konzern, der im Jahr 2022 unterjährig zweimal die Ergebnisprognose erhöht hatte, sein profitables Wachstum – vor allem im Segment Erneuerbare Energien. „Ob Energiesicherheit, Welternährung oder Wohnungsbau und energetische Sanierung – als Grundversorger berührt die BayWa unmittelbar die drängendsten Fragen, die sich weltweit und hier bei uns zu Hause stellen“, sagt der BayWa Vorstandsvorsitzende Prof. Klaus Josef Lutz. „Die Verlässlichkeit, für die die BayWa seit 100 Jahren steht, haben wir auch im abgelaufenen Geschäftsjahr bestätigt: Ungeachtet der Störungen in den globalen Lieferketten und der zum Teil knappen Verfügbarkeit einiger Waren konnten wir die Nachfrage unserer Kundinnen und Kunden nach Wärmeenergieträgern, Baustoffen und Betriebsmitteln für die Landwirtschaft nahezu uneingeschränkt bedienen.“
Hohe Nachfrage nach Solarmodulen, Landmaschinen und Baustoffen
Das Segment Regenerative Energien erreichte mit 6,5 Mrd. Euro einen Rekordumsatz weit über den Vorjahren. Vor allem der Handel mit Photovoltaikkomponenten florierte. Eine stärkere Bevorratung der Verbraucher mit Wärmeenergieträgern führte zu einer hohen Nachfrage nach Heizöl und Holzpellets. Im Handel mit Agrarrohstoffen konnten sowohl die international tätige Cefetra Group als auch der deutsche Agrarhandel Marktchancen nutzen. Die hohen Erzeugerpreise für Getreide und Ölsaaten stimulierten darüber hinaus die Investitionsfreude der Landwirte und bescherten dem Segment Technik einen neuen Rekordumsatz. Im internationalen Fruchthandel blieb das Ergebnis indes hinter dem Vorjahresniveau zurück. Entgegen dem etwas schwächeren Trend im Gesamtmarkt entwickelte sich das Segment Bau auch im Jahr 2022 äußerst positiv. Ergebnistreiber waren vor allem die hohe Nachfrage nach Baustoffen sowie die uneingeschränkte Lieferfähigkeit der BayWa, insbesondere in den Phasen allgemein knapper Warenverfügbarkeit im Markt.
Höheres Mittelfristziel für operatives Konzernergebnis
„Wir gehen davon aus, dass das Konzernergebnis auch in Zukunft weit über den Werten liegen wird, die wir bisher durchschnittlich erzielt haben“, sagt BayWa-CEO Klaus Josef Lutz. „Dafür spricht unsere Funktion als Grundversorger und dass wir mit all unseren Geschäftsbereichen globale Megatrends wie Klimaschutz, Ernährungs- und Energiesicherheit bedienen.“ Für das laufende Geschäftsjahr rechne das Unternehmen mit einem Konzernergebnis zwischen 320 und 370 Millionen Euro. Bis Ende des Jahres 2025 strebe die BayWa ein operatives EBIT zwischen 470 und 520 Millionen Euro an, so Lutz.
Entwicklung der einzelnen operativen Segmente
Segment Regenerative Energien
Das Segment Regenerative Energien erzielte im Berichtsjahr einen Umsatz von 6,5 Mrd. Euro (Vorjahr: 3,6 Mrd. Euro). Das EBIT erreichte mit 239,1 Mio. Euro (Vorjahr: 135,0 Mio. Euro) einen neuen Höchststand. Neben dem Verkauf von 26 projektierten Wind- und Solarprojekten trug vor allem der Solarmodulhandel zum starken Ergebnis bei. Die BayWa r.e. AG, in der das BayWa-Geschäft mit erneuerbaren Energien gebündelt ist, verkaufte Photovoltaikmodule mit einer Gesamtleistung von 3,5 Gigawatt peak (GWp) – gegenüber dem Jahr 2021 ein Zuwachs von 71 Prozent. Das IPP-Portfolio an Solar- und Windparks, die die BayWa als Independent Power Producer selbst betreibt, wuchs im Berichtszeitraum um sieben auf 26 Projekte mit 0,8 Gigawatt (GW) Gesamtleistung.
Die BayWa geht davon aus, dass der Wachstumskurs im Segment Regenerative Energien auch in Zukunft anhalten wird. Für das laufende Jahr ist geplant, Wind- und Solarprojekte mit einer Gesamtleistung von 2,1 GW zu verkaufen. Das IPP-Portfolio soll weiter wachsen, vor allem durch Projektübernahmen in Europa. Die staatlichen Ausbauziele und Förderprogramme für Photovoltaik sowie der Ausbau der E-Mobilität im Wohn- und Gewerbebereich werden auch den Absatz an Solarmodulen weiter beflügeln.
Segment Energie
Ein starkes Umsatzwachstum auf 3,3 Mrd. Euro (Vorjahr: 2,1 Mrd. Euro) verbuchte im Berichtsjahr auch das Segment Energie. Das EBIT betrug 53,6 Mio. Euro (Vorjahr: 17,4 Mio. Euro). Trotz gestiegener Preise für Kraftstoffe, Heizöl und Holzpellets verzeichnete die BayWa eine stabile Nachfrage nach diesen Produkten. Während der Absatz von Schmierstoffen gegenüber dem Vorjahr zurückging, profitierte der Bereich Haustechnik vom steigenden Interesse an neuen Wärmelösungen wie Wärmepumpen. Im Bereich Elektromobilität festigte die BayWa mit der BayWa Mobility Solutions (BMS) ihre Marktposition beim Ausbau der Ladeinfrastruktur: Rund 300 Ladeparks mit durchschnittlich sechs Ladepunkten wurden von ihr im Jahr 2022 hierzulande neu gebaut. Damit liegt der Marktanteil der BMS an der Schnell-Ladeinfrastruktur bei derzeit sieben Prozent.
Für das laufende Jahr rechnet die BayWa mit einem rückläufigen Ergebnis im Vergleich zum Ausnahmejahr 2022, erwartet grundsätzlich aber eine positive Geschäftsentwicklung. So geht das Unternehmen davon aus, weiterhin von der Elektrifizierung im Verkehr, der energetischen Sanierung im Heizungsbereich und der stabilen Nachfrage nach alternativen Wärmeenergieträgern wie Holzpellets zu profitieren. Darüber hinaus will die BayWa bis Jahresende ihre elf LNG-Tankstellen auf 100 Prozent Bio-LNG (Liquefied Natural Gas) umstellen.
Segment Cefetra Group
Die internationalen Agrarhandelsaktivitäten im Segment Cefetra Group verzeichneten im Berichtsjahr einen Umsatz von 6,1 Mrd. Euro (Vorjahr: 5,0 Mrd. Euro). Das EBIT legte auf 59,5 Mio. Euro (Vorjahr: 38,8 Mio. Euro) zu. Bei einem geringeren Handelsvolumen an Getreide und Ölsaaten im Vergleich zum Vorjahr profitierte Cefetra Group von den Handelsopportunitäten, die sich infolge stark schwankender Preise an den internationalen Rohstoffbörsen ergaben. Rund 60 Prozent des Ergebnisses im Segment wurde mit Spezialitäten erzielt. Vor allem die Unternehmensbeteiligung Royal Ingredients, die unter anderem mit Quinoa, Chiasamen und pflanzlichen Proteinen handelt, erwies sich als tragende Ergebnissäule.
Die BayWa geht davon aus, dass der Druck auf die Agrarmärkte aufgrund geopolitischer Spannungen hoch bleiben wird. Nach den starken Preisausschlägen insbesondere im ersten Halbjahr 2022 hat sich der Markt allerdings beruhigt. Das Unternehmen rechnet daher für das Jahr 2023 mit einer Normalisierung im Agrarhandel. Aus dem Spezialitätengeschäft erwartet die BayWa einen stabilen Ergebnisbeitrag.
Segment Agrar
Im Segment Agrar, das den Handel mit Getreide, Ölsaaten und Betriebsmitteln für die Landwirtschaft umfasst, verzeichnete die BayWa einen Umsatz von 5,8 Mrd. Euro (Vorjahr: 4,2 Mrd. Euro). Das EBIT stieg auf 104,7 Mio. Euro (Vorjahr: 12,3 Mio. Euro). Bedenken seitens der BayWa-Kunden hinsichtlich möglicher Versorgungsengpässe und weiter steigender Preise führten 2022 zu einer vorgezogenen Bevorratung, vor allem bei Dünger. Bei der inländischen Vermarktung von Getreide und Ölsaaten profitierte die BayWa von ihrer vorausschauenden Steuerung der Handelsprozesse: Kontrakte, die bereits im Jahr 2021 geschlossen worden waren, konnten im Berichtsjahr zu den gestiegenen Marktpreisen ergebniswirksam realisiert werden.
Auch das laufende Geschäftsjahr steht im Segment Agrar unter positiven Vorzeichen. Die globalen Vorräte an Getreide sind knapp, während die weltweite Nachfrage weiter steigt. Damit werden die Preise für Agrarrohstoffe vorerst überdurchschnittlich hoch bleiben. Während die BayWa bei Saatgut und Pflanzenschutzmitteln von einer stabilen Entwicklung ausgeht, rechnet sie bei Düngemitteln mit rückläufigen Verkaufszahlen. Aufgrund der Bevorratung im vergangenen Jahr sind viele Landwirte noch ausreichend versorgt. Unabhängig davon werden aufgrund strengerer Umweltauflagen für die Landwirtschaft sogenannte Biologicals zukünftig an Bedeutung gewinnen.
Segment Technik
Mit einem Umsatz von 2,1 Mrd. Euro (Vorjahr: 1,9 Mrd. Euro) und einem EBIT in Höhe von 70,2 Mio. Euro (Vorjahr: 48,6 Mio. Euro) erzielte das Segment Technik neue Rekorde. Das EBIT lag bei 70,2 Mio. Euro. Während der Gebrauchtmaschinenabsatz auf 1.724 verkaufte Traktoren sank, konnten die Landtechnikhersteller bei Neumaschinen den Produktionsstau und die Auftragsüberhänge aus dem Jahr 2021 vollständig abbauen. Im Schnitt verkaufte die BayWa im vergangenen Jahr täglich 14 Neumaschinen – aufs Jahr gerechnet 5.025 insgesamt.
Auch für das Geschäftsjahr 2023 ist die BayWa positiv gestimmt. Die Investitionsfreude in der Landwirtschaft ist ungetrübt, davon zeugt der hohe Auftragsbestand in den BayWa-Büchern zu Jahresbeginn. Bei ihren Technikwerkstätten geht die BayWa auch für das laufende Jahr von einer stabilen Auslastung aus.
Segment Global Produce
Das Segment Global Produce verzeichnete im Berichtszeitraum einen Umsatz von 921,3 Mio. Euro (Vorjahr: 960,7 Mio. Euro). Das EBIT lag bei 21,1 Mio. Euro (Vorjahr: 42,6 Mio. Euro). Im Wesentlichen führten höhere Energie- und Logistikkosten, Kaufzurückhaltung der Verbraucher bei Premium-Produkten und exotischen Früchten sowie Störungen der globalen Lieferketten zum Ergebnisrückgang.
In ihrem Ausblick auf den weiteren Jahresverlauf bleibt die BayWa verhalten optimistisch. So hat zwar ein Zyklon wenige Wochen vor Beginn der neuseeländischen Apfelernte einen Teil der Erträge zerstört. Das geringere Angebot könnte aber durch höhere Preise kompensiert werden. Durch Investitionen in das deutsche Obstgeschäft und bei der niederländischen Tochter TFC Holland B.V. wurden die internen Prozesse im Jahr 2022 weiter optimiert. Dies wird sich positiv auf die Qualitätssicherung und Preisbildung bei Frischeprodukten auswirken.
Segment Bau
Mit einem Umsatz von 2,3 Mrd. Euro (Vorjahr: 2,1 Mrd. Euro) und einem EBIT von 70,4 Mio. Euro (Vorjahr: 73,2 Mio. Euro) knüpfte das Segment Bau im Jahr 2022 nahtlos an das starke Vorjahresergebnis an. Ergebnistreiber war die hohe Nachfrage bei gleichzeitig steigenden Preisen für Baumaterial. Aufgrund ihrer effizienten Lagerhaltung sowie breiten und stabilen Lieferantenbeziehungen war die BayWa fast uneingeschränkt lieferfähig. Auch die hohe Sortimentskompetenz und das dichte Standortnetz verschafften Deutschlands zweitgrößtem Baustoffhändler Wettbewerbsvorteile, insbesondere in Phasen knapper Warenverfügbarkeit im Markt. Durch den vollständigen Verkauf mehrerer Wohneinheiten und die Akquise von 15 neuen Projekten trug auch die BayWa Bau Projekt GmbH positiv zum Jahresergebnis bei.
Der Start in die neue Bausaison wird von mildem Wetter und dem bestehenden Auftragsbestand bestimmt. Rückenwind geben die Nachfrage nach energieeffizientem Renovieren und Sanieren im Wohnungsbau sowie staatliche Förderprogramme für die Sanierung von Bestandsbauten. Höhere Bauzinsen und der spürbare Fachkräftemangel in der Baubranche wirken hingegen konjunkturbremsend. Für die BayWa Bau Projekt GmbH rechnet die BayWa im laufenden Geschäftsjahr mit einer noch besseren Marktpositionierung. Eine gut gefüllte Projektpipeline verspricht über das Jahr 2023 hinaus stabile Erträge.